Die F-Wörter bei Kindern mit Behinderungen

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
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Die F-Wörter: Fitness, Funktion, Freunde, Familie, Fun und Future helfen Behandelnden, pädagogischen Fachkräften und Familien, eine unterstützende und integrative Umgebung zu schaffen, die alle Dimensionen des Lebens eines Kindes betrachtet. Konzentrieren wir uns auf das, was Kinder mit Behinderungen können, und nicht auf das, was sie nicht können! 

In diesem Artikel lesen Sie: 

  • Was ist die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)? 
  • Die F-Wörter bei Kindern mit Behinderung 
    • Fitness 
    • Funktion
    • Freunde
    • Famile
    • Fun (Spaß)
    • Future (Zukunft)
  • Die Verwendung der F-Wörter zur Veranschaulichung von Möglichkeiten 
  • Die Verwendung der F-Wörter im Kontakt zwischen Familie und Fachleuten 

Was ist die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)?  

Im Jahr 2001 führte die Weltgesundheitsorganisation die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF = International Classification of Functioning, Disability and Health) ein, ein Rahmenwerk zur Beschreibung und Kategorisierung von Gesundheit und gesundheitsbezogenen Zuständen und zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bei Menschen mit und ohne Behinderung. 

Die ICF stellte einen Paradigmenwechsel von der Konzentration auf Diagnose und Behandlung hin zu einer ganzheitlicheren Sicht auf den Begriff “Gesundheit” dar. Dies bedeutet, dass man über die Genesung und Normalität hinausgeht und sich auf die Funktionsfähigkeit und das Wohlbefinden sowohl der einzelnen Person als auch ihrer Familie konzentriert. 

ICF Modell

Das ICF-Modell zeigt die Interaktion zwischen einer Person und ihrer Umwelt. Hier die Begriffe im Überblick: 

Körperfunktionen und -strukturen – bezeichnet die Körperteile und deren Funktionen, wie Sehen, Hören, Atmen, Schmerz, Muskeln und Gelenke. Dazu gehören auch psychologische Funktionalitäten. 

Aktivitäten - bezeichnet das Tun einer Person, wie sich fortbewegen, kommunizieren, die Hände benutzen, sich kümmern, mit anderen interagieren. 

Partizipation (Teilhabe) - bezeichnet das Tun einer Person im Alltag zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit oder in der Gemeinschaft, wie spielen, mit Freunden zusammen sein, reisen mit der Familie.  

Umweltfaktoren - bezeichnet die physische Umgebung, wie Rampen, Gehwege, Treppen oder Spielplätze. Sie können die Leistungsfähigkeit einer Person sowohl behindern als auch fördern. 

Personenbezogene Faktoren - bezeichnen den Hintergrund und die ethnische Zugehörigkeit einer Person, ihr Alter und Geschlecht sowie Vorlieben und Abneigungen. 

Alle Faktoren sind miteinander verbunden. Wenn ein Bereich betroffen ist, kann dies zu einer Veränderung in einem anderen Bereich führen. 

Wenn ein Kind beispielsweise aufgrund körperlicher Faktoren (Körperfunktionen und -strukturen) Schwierigkeiten hat, sich selbstständig fortzubewegen, kann eine Gehhilfe (Umweltfaktor) als Umgebungsanpassung eingesetzt werden, um dem Kind das Gehen zu ermöglichen, so dass es am Spiel mit Freunden draußen oder in der Schule teilnehmen kann (Aktivitäten und Teilhabe). 


Ein Mädchen spielt mit Freunden in ihrem NF-Walker.

Die F-Wörter bei Kindern mit Behinderung 

Bereits 2012 führten Dr. Peter Rosenbaum und KollegInnen die F-Wörter für die kindliche Entwicklung ein. Die F-Wörter basieren auf dem ICF-Modell und sind eine verständlichere Art, sich über die verschiedenen Faktoren auszutauschen. 

Sechs F-Wörter wurden ausgewählt 

  • Fitness 
  • Funktion
  • Freunde
  • Familie
  • Fun (Spaß) 
  • Future (Zukunft) 

ICF Modell

 

Hier eine Beschreibung der Begrifflichkeiten und ihre Verbindung zum ICF-Modell: 

Fitness ist verbunden mit „Körperfunktionen und -strukturen“ (ICF). Fitnessaktivitäten werden an die Fähigkeiten jedes Kindes angepasst und verbessern seine körperliche Leistungsfähigkeit und allgemeine Gesundheit, was für sein Wachstum und seine Unabhängigkeit entscheidend ist. 

Funktion gehört zu “Aktivitäten” (ICF) und bezieht sich darauf, was Menschen tun und nicht darauf, wie sie es tun. 

Freunde steht für „Partizipation (Teilhabe)“ (ICF). Es geht um alle Freundschaften im Leben, dazu gehören nicht nur Freunde, sondern auch Eltern, Großeltern, Geschwister, Haustiere usw. 

Familie stellt die wesentliche „Umwelt“ (ICF) aller Kinder und Jugendlichen dar. Durch die Betonung der Rolle der Familie erkennt dieser Ansatz den erheblichen Einfluss an, den Familienmitglieder auf die Entwicklung eines Kindes haben. 

Fun (Spaß) erfasst „Personenbezogene Faktoren“ (ICF), also das Wissen, was dem Kind Spaß macht und was nicht. Wir können Aktivitäten, die Kindern Spaß machen, nutzen, um Lernen und Entwicklung effektiv zu fördern. 

Das sechste Wort Future (Zukunft) ist ein zusätzliches Wort, das nicht in der ICF enthalten ist. Dies liegt daran, dass die ICF eine Beschreibung dessen ist, was eine Person heute tut. Das F-Wort Zukunft erinnert uns alle daran, dass Kinder in der Entwicklung sind. Sie verändern sich ständig aufgrund von Wachstum und Weiterentwicklung. 

Die Verwendung der F-Wörter zur Veranschaulichung von Möglichkeiten 

Durch die Verwendung dieser F-Wörter können Behandelnde, pädagogische Fachkräfte und Familien eine unterstützende und integrative Umgebung schaffen, die sich auf alle Aspekte des Lebens eines Kindes konzentriert. Dieser Ansatz hilft dabei, sich eine Zukunft vorzustellen und darauf hinzuarbeiten, in der Kinder, unabhängig von ihren Fähigkeiten, ein erfülltes Leben führen und aktiv am Leben in ihrer Gemeinschaft teilnehmen können. Es geht darum, das Potenzial jedes Kindes zu erkennen und zu fördern, anstatt sich nur auf seine Beeinträchtigungen zu konzentrieren. 

Die Verwendung der F-Wörter im Kontakt zwischen Familie und Fachleuten 

Die Verwendung der F-Wörter (Fitness, Funktion, Freunde, Familie, Fun und Future) als Rahmen bei Gesprächen mit Fachleuten kann für Familien eine effektive Möglichkeit sein, einen ganzheitlichen Ansatz für die Entwicklung eines Kindes sicherzustellen. Hier einige Tipps zur praktischen Anwendung: 

1. Bereiten Sie für jedes F-Wort konkrete Beispiele und Ziele vor: 

Fitness: Teilen Sie die körperlichen Aktivitätsroutinen Ihres Kindes und alle Herausforderungen oder Erfolge in diesem Bereich. Betonen Sie die Bedeutung der körperlichen Gesundheit und fragen Sie nach möglichen Aktivitäten oder Therapien. 

Funktion: Machen Sie sich Notizen zu den Fähigkeiten und täglichen Aktivitäten Ihres Kindes. Besprechen Sie, was Ihr Kind kann und welche Fortschritte oder Fähigkeiten es in letzter Zeit entwickelt hat. 

Freunde: Teilen Sie Informationen über die sozialen Interaktionen und Freundschaften Ihres Kindes. Besprechen Sie die Bedeutung sozialer Fähigkeiten und bitten Sie um Rat oder Ressourcen, um diese Bereiche zu verbessern. 

Familie: Erklären Sie, wie Ihre Familie die Entwicklung des Kindes unterstützt. Besprechen Sie alle familiären Dynamiken oder Ressourcen, die den Fortschritt Ihres Kindes beeinflussen könnten. 

Fun (Spaß): Sprechen Sie darüber, was Ihrem Kind Spaß macht und wie diese Aktivitäten seinem Lernen und seiner Entwicklung zugutekommen. Besprechen Sie, wie diese in therapeutische Praktiken oder Bildungsstrategien integriert werden können. 

Future (Zukunft): Teilen Sie Ihre Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft Ihres Kindes, einschließlich Bildung, Beschäftigung und Unabhängigkeit. Bitten Sie um Anleitung, wie Sie Ihr Kind auf diese zukünftigen Schritte und Übergänge vorbereiten können. 

Lesen Sie gerne diesen Artikel (englisch) einer Mutter, die für ihren Sohn eine „F-Wörter-Vereinbarung“ verfasst hat. 

2. Nutzen Sie die F-Wörter als Leitfaden für Besprechungen: 

Strukturieren Sie Besprechungen anhand dieser sechs Bereiche, um eine umfassende Betrachtung der Entwicklung Ihres Kindes aus verschiedenen Blickwinkeln zu gewährleisten. Dies trägt dazu bei, dass das Gespräch fokussiert und ganzheitlich bleibt. 

3. Plädieren Sie für integrative Vorgehensweisen: 

Verwenden Sie die F-Wörter, um Ansätze zu befürworten, die Ihr Kind an so vielen normalen und bereichernden Erfahrungen wie möglich beteiligen. Betonen Sie die Notwendigkeit integrativer Praktiken, die die Teilhabe zu Hause, in der Schule und in der Gemeinschaft unterstützen.  

4. Fordern Sie individuelle Interventionen oder Unterstützungen an:

Fragen Sie basierend auf jedem F-Wort, welche spezifischen Interventionen, Unterstützungen oder Ressourcen verfügbar sind, die die Entwicklung Ihres Kindes in diesen Bereichen fördern können. Dies können Therapien, pädagogische Hilfsmittel, Gemeinschaftsprogramme usw. sein. 

5. Streben Sie eine gemeinsame Planung an: 

Ermutigen Sie Fachleute, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und betonen Sie, dass Sie die Experten für Ihr Kind und wichtige Partner bei der Planung seiner Betreuung und Ausbildung sind. Die F-Wörter können ein Rahmen für diesen kollaborativen Ansatz sein. 

Indem Sie die F-Wörter in Gesprächen mit Fachleuten verwenden, kann Ihre Familie eine proaktive Rolle bei der Gestaltung der Unterstützung und Interventionen spielen, die Ihrem Kind gewährt werden, und sicherstellen, dass sie umfassend und auf die individuellen Bedürfnisse und das Potenzial Ihres Kindes zugeschnitten sind. Dieser Ansatz erleichtert nicht nur ein besseres Verständnis und eine bessere Kommunikation, sondern befähigt Ihre Familie auch, sich wirksam für die Entwicklung Ihres Kindes einzusetzen. 

Für weitere Informationen besuchen Sie folgende Webseiten: 

Meine Lieblingswörter | CanChild 
Microsoft Word - 2021-FWords-German-final_final (canchild.ca) 
Familienzentrierter Ansatz | CanChild 
F-Words in Childhood Disability | CanChild (englisch) 

Referenzen: 
BfArM - ICF 
CanChild German | CanChild Einführung: Teilhabe-Orientierung in der Sozialpädiatrie - F-Words? – F-Words! • kinderaerztliche-praxis  

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager

Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.

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