Kinder mit Cerebralparese, nicht gehfähig, brauchen Steh- UND Gehtrainer

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
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Ein kürzlich veröffentlichter Artikel konsolidiert Beweise zu Verwendung und Vorteilen von unterstützenden Steh- und Gehhilfen für Kinder mit Cerebralparese, die als nicht gehfähig eingestuft werden (GMFCS IV und V), in Bezug auf die F-Wörter: Funktion, Familie, Fitness, Fun (Spaß), Freunde und Future (Zukunft). 

 

Den vollständigen Artikel finden Sie im International Journal of Environmental Research and Public Health:Supported Standing and Supported Stepping Devices for Children with Non-Ambulant Cerebral Palsy: An Interdependence and F-Words Focus

Um Ihnen jedoch einen Überblick zu verschaffen, hier die Zusammenfassung des Artikels: 

Einleitung 

Die Forschenden betonen die Bedeutung therapeutischer Interventionen für Kinder mit Cerebralparese (CP), insbesondere für diejenigen, die nicht gehfähig sind (Gross Motor Function Classification System [GMFCS] Level IV und V). Während sich ein Großteil der Forschung auf gehfähige Kinder konzentriert, besteht ein dringender Bedarf an evidenzbasierten Interventionen für nicht gehfähige Kinder, die etwa 24–32,5 % der CP-Population ausmachen. Diese Kinder sind häufig auf Mobilitätshilfen mit Rädern angewiesen und haben ein erhöhtes Risiko für Muskel-Skelett-Beeinträchtigungen, Schmerzen und Funktionseinschränkungen. 

Die Autoren unterstreichen den Wert früher Interventionen, um die Entwicklung zu fördern und Problemen wie Muskeldegeneration und verminderter Knochendichte vorzubeugen. Die frühzeitige Identifizierung gefährdeter Kinder ermöglicht die rechtzeitige Einführung unterstützender Steh- und Gehhilfen, die ihre Funktion, Fitness und Teilhabe an Alltagsaktivitäten verbessern können. 

Trotz ihrer Vorteile zwingen aktuelle Praktiken Familien und Therapeuten aufgrund finanzieller Einschränkungen oft dazu, zwischen Steh- und Gehhilfen zu wählen, wodurch die Möglichkeit der Kinder, auf beide Arten von unterstützender Technologie zuzugreifen, eingeschränkt wird. 

Ziel der Studie 

Ziel der Studie ist es, Belege für die Verwendung beider Geräte bei nicht gehfähigen Kindern mit Cerebralparese zu konsolidieren. Dabei werden zwei theoretische Ansätze verwendet – die F-Wörter für die kindliche Entwicklung und das iHAAT-Modell (Interdependence-Human Activity Assistive Technology) –, um klinische Entscheidungen zu leiten und für einen gleichberechtigten Zugang zu diesen wesentlichen Interventionen einzutreten. 

 

Material und Methoden 

Die Studie basiert auf zwei Scoping-Reviews (1,2) über die Verwendung von Steh- und Gehhilfen für Kinder der GMFCS-Stufe IV und V. Sie vergleicht die Erkenntnisse anhand der F-Wörter für die kindliche Entwicklung und des iHAAT-Modells (Interdependence-Human Activity Assistive Technology). 

Die Autoren analysierten Daten, um herauszufinden, wie sich diese Hilfsmittel gemäß den F-Wörtern und dem iHAAT-Modell auf Teilhabe, Funktionsfähigkeit und Entwicklung auswirken. Sie untersuchten, wie Hilfsmittel mit der Umgebung des Kindes “interagieren”, um Teilhabe und Motivation zu unterstützen. 

Die Studie zielt darauf ab, klinische Entscheidungen für die gleichberechtigte Nutzung beider Geräte zu leiten und ihren Beitrag zur Lebensqualität, Teilhabe und Unabhängigkeit des Kindes hervorzuheben. 

Ergebnisse 

Die Forscher haben die Erkenntnisse aus zwei Scoping-Reviews zur Verwendung von unterstützenden Steh- und Gehhilfen für Kinder der GMFCS-Stufen IV und V verglichen. Diese Analyse wurde unter dem Gesichtspunkt der F-Wörter für die kindliche Entwicklung und des Rahmens der Interdependence-Human Activity Assistive Technology (iHAAT) durchgeführt. 

 

F-Wörter: 
 

  • Funktion: Unterstützende Steh- und Gehhilfen verbesserten die Mobilität erheblich und förderten die Erkundung von Innenräumen. Beide Geräte erleichterten außerdem alltägliche Aktivitäten wie Spielen, selbstständiges Essen, Kommunikation und Motorik. 
  • Familie: Beide Hilfsmittel verringerten die Pflegebelastung, und die Eltern waren im Allgemeinen mit ihrer Verwendung zufrieden. Der Transfer älterer Kinder brachte jedoch einige Herausforderungen mit sich. 
  • Fitness: Unterstütztes Stehen half dabei, die Knochenmineraldichte (BMD) aufrechtzuerhalten und Kontrakturen vorzubeugen, während Gehtrainer die körperliche Fitness und den Energieverbrauch verbesserten. Beide Geräte unterstützten die Muskel- und Knochengesundheit durch gewichtstragende Aktivitäten. 
  • Fun (Spaß): Gehtrainer gaben Kindern Freude und Selbständigkeit durch Bewegung, während Stehhilfen in sinnhafte Aktivitäten integriert werden mussten, um optimalen Spaß zu erreichen. 
  • Freunde: Beide Hilfemittel führten zu sozialer Interaktion, indem sie es Kindern ermöglichten, auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen zu sein, und verbesserten damit Inklusion und Selbstwertgefühl.   
  • Future (Zukunft): Stehhilfen boten eine bessere Kontrolle über die Körperausrichtung, waren wirksam bei der Aufrechterhaltung der Knochenmineraldichte (BMD), der Vorbeugung von Kontrakturen und der Verbesserung der Hüftstabilität. Gehhilfen verbesserten die Mobilität und waren effektiver für den Muskelaufbau und die kardiorespiratorische Fitness. Darüber hinaus wirkten sich beide Geräte positiv auf die psychosoziale Gesundheit aus, indem sie das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen, die Kommunikation und die sozialen Interaktionen stärkten, was sich nachhaltig auf die zukünftigen Chancen und Leistungen der Kinder auswirkte. 

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Wichtige Erkenntnisse des iHAAT-Modells: 
 

  • Mensch/Person: Die Fähigkeiten des Kindes, die Ziele der Familie und die Kapazität der Betreuungsperson beeinflussen die Gerätenutzung. Beide Geräte erhöhen das Engagement und die Interaktion mit Gleichaltrigen und verbessern so die Lebensqualität des Kindes und der Familie.
  • Aktivität: Hilfsmittel ermöglichen die Teilhabe an Aktivitäten, wobei Gehhilfen oft besser für Mobilität und Interaktion geeignet sind. Ziele und Vorlieben bestimmen die Wahl des Geräts. 
  • Assistive Technologie: Zufriedenheit und Nutzung hängen von Benutzerfreundlichkeit, Transfermöglichkeiten und Designmerkmalen ab. Stehhilfen werden zur Kontrolle und Ausrichtung bevorzugt, während Gehtrainer die Mobilität fördern. 
  • Kontext: Die physische und soziale Umgebung, die Unterstützung durch die Betreuungsperson und der Platz für den Transfer beeinflussen die Gerätenutzung. Beide Hilfsmittel müssen in die Routinen und Umgebungen eines Kindes passen. 
  • Wohlbefinden: Alle Bereiche interagieren, um die Lebensqualität des Kindes zu verbessern und die körperliche Gesundheit, die soziale Teilhabe und das emotionale Wohlbefinden zu fördern. 


Beide Ansätze zeigen, dass unterstützende Steh- und Gehhilfen einzigartige Vorteile für nicht gehfähige Kinder mit Cerebralparese bieten und dass ihre Integration in das tägliche Leben von kindlichen, familiären und umweltbedingten Faktoren abhängt. 

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Schlussfolgerung 

Die Autoren empfehlen, nicht gehfähigen Kindern mit Cerebralparese (GMFCS-Level IV und V) im ersten Jahr unterstützende Steh- und Gehhilfen zur Verfügung zu stellen, um ihre Entwicklung in Bereichen wie Funktion, Familie, Fitness, Spaß, Freunde und Zukunft im Rahmen des ON-Time-Mobilitätskonzepts zu unterstützen. Therapeuten sollten diese Hilfsmittel zusammen mit elektrischen Geräten zur Fortbewegung bereitstellen, um Gewichtsbelastung und Mobilität für medizinische und entwicklungsbezogene Vorteile zu unterstützen und Chancengleichheit zu fördern. Das Interdependenzkonzept betont die Einbeziehung von Familie, Betreuungspersonen und Gleichaltrigen, um Selbständigkeit und Teilhabe an sinnreichen Aktivitäten zu fördern. 

Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager
Rikke Damkjær Moen - Physiotherapeutin – Medical Manager

Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.

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