Warum und wie sollten Menschen mit CP körperlich aktiv bleiben?


Die Einstellung zu körperlicher Aktivität und die Aneignung guter Gewohnheiten werden bereits in jungen Jahren geprägt und können die Weichen für die Gesundheit eines Kindes im späteren Leben stellen. Daher ist die frühe Förderung eines aktiven Lebensstils entscheidend. Besonders auch für Kinder mit einer Behinderung.
In diesem Artikel werden wir aufzeigen:
- Die Vorteile von körperlicher Aktivität
- Sind die Vorteile von körperlicher Aktivität für Menschen mit CP gleich?
- Körperliche Aktivität versus Inaktivität innerhalb der CP-Population
- Empfehlungen für körperliche Aktivität für Menschen mit einer Behinderung
- Mögliche Aktivitäten
- Wann sollte man mit körperlichen Aktivitäten beginnen?
Die Teilnahme an allen Arten von körperlicher Aktivität nimmt dramatisch ab, wenn Kinder älter werden. Wenn Ihr Kind eine Zerebralparese hat, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind einen sitzenden Lebensstil entwickelt zusätzlich. Hier finden Sie einige Informationen, die Ihnen helfen, Ihr Kind gesund und aktiv zu halten.
Die Vorteile von körperlicher Aktivität
Regelmäßige körperliche Aktivität ist für jeden Menschen wichtig, um die allgemeine Gesundheit und Fitness zu verbessern und kann:
- Herzkrankheiten
- Schlaganfall
- Diabetes
- verschiedene Krebsarten und
- Bluthochdruck verhindern
Darüber hinaus hat die Forschung bewiesen, dass körperliche Bewegung hilft, ein gesundes Gewicht zu halten, Muskeln und Knochen zu stärken, den Alltag besser zu meistern, die geistige Gesundheit sowie die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Jeder kann die gesundheitlichen Vorteile von körperlicher Aktivität erleben, unabhängig von Alter, Körperbau, Größe oder motorischen Fähigkeiten.
Körperliche Aktivität
ist jede durch die Skelettmuskulatur erzeugte Körperbewegung, die zu einem Energieverbrauch führt und mit unterschiedlicher Intensität durchgeführt werden kann. Sie bezieht sich praktisch auf jede Art körperlicher Betätigung und kann Teil der Arbeit oder Freizeit sein. Zum Beispiel Haus- oder Gartenarbeit, eine Aktivität zum Zweck der Fortbewegung oder während die Teilnahme an körperlichen oder sportlichen Aktivitäten.*
Körperliche Inaktivität
ist definiert als Nichteinhaltung der allgemeinen Empfehlung für körperliche Aktivität für die Gesundheit von 2010.*
*Ref. WHO 2020
Ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2020) schätzt, dass 28 % der Erwachsenen (über 18 Jahre) und 81 % der Jugendlichen (11-17 Jahre) die allgemeinen Empfehlungen für körperliche Aktivität von 2010 nicht umsetzen. Es ist auch bekannt, dass die körperliche Aktivität bereits ab dem 6. Lebensjahr abnimmt.
Sind die Vorteile von körperlicher Aktivität für Menschen mit CP dieselben?
Ja, die Forschung zeigt, dass die Ergebnisse von körperlicher Bewegung für Menschen mit einer Behinderung wie CP die gleichen sind wie für gesunde Menschen.
Menschen mit CP sind stärker gefährdet, wenn es um das Risiko des vorzeitigen Alterns geht. Im Vergleich zu normal entwickelten Menschen können sie aufgrund des zusätzlichen Stresses und der Belastung des Körpers, die die Krankheit verursachen (d. h. Spastizität, reduzierte Muskelkraft, Schmerzen, Deformationen), schon früh im Leben negative gesundheitliche Folgen erfahren.
Dieses Wissen zeigt, dass die Notwendigkeit, das ganze Leben lang körperlich aktiv zu bleiben, von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter, extrem wichtig ist. Dies kann sowohl sekundäre Folgen im Zusammenhang mit der CP-Diagnose verhindern als auch die allgemeine Gesundheit verbessern.
Körperliche Aktivität versus Inaktivität in der CP-Population
In den letzten 10-15 Jahren wurde verstärkt geforscht zu körperliche Aktivität und Inaktivität bei Menschen mit CP. In der Literatur wird betont, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit CP weniger körperlich aktiv sind als typisch entwickelte Menschen. Es wurde hervorgehoben, dass Menschen mit CP bis zu 76-99% der wachen Stunden sitzend verbringen.
Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an und die Häufigkeit von körperlicher Aktivität eng mit der Grobmotorik zusammenhängt. Je höher die GMFCS-Stufe (Gross Motor Function Classification System), desto geringer ist die Beteiligung an körperlicher Aktivität. So nehmen Kinder mit einem GMFCS-Level von I-III an vielfältigeren Formen der körperlichen Aktivität teil, während Kinder mit einem GMFCS-Level von IV-V vor allem am Schwimmen und Reiten teilnehmen.
Die Folgen der Inaktivität sind eine reduzierte kardiorespiratorische Ausdauer und Muskelkraft. Aufgrund des geringeren Maßes an körperlicher Bewegung haben Menschen mit CP ein höheres Risiko Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln als Menschen ohne Behinderung. Neuere Studien über die erwachsene CP-Population weisen auch auf ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Asthma, Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
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Empfehlungen für körperliche Aktivität
Die Weltgesundheitsorganisation hat kürzlich die Empfehlungen für körperliche Aktivität für Menschen mit einer Behinderung aktualisiert. Die Empfehlungen sind in zwei Altersgruppen unterteilt.
Im Alter von 5-17 Jahren
Es wird empfohlen, dass sich Kinder und Jugendliche während der Woche mindestens 60 Minuten pro Tag mit mäßiger bis starker Intensität bewegen. Diese Aktivität sollte hauptsächlich aerobe körperliche Aktivität beinhalten.
Zusätzlich sollten an mindestens 3 Tagen in der Woche aerobe Aktivitäten mit hoher Intensität durchgeführt werden sowie solche, die Muskeln und Knochen stärken.
Die Empfehlungen betonen auch, wie wichtig es ist, weniger zu sitzen und sich mehr zu bewegen! Ein wenig körperliche Aktivität ist besser als gar keine.
Ab 18 Jahren und älter
Die Empfehlung für Personen im Alter von 18 Jahren und älter ist mindestens 150-300 Minuten pro Woche mäßig intensive aerobe körperliche Aktivität ODER 75-150 Minuten pro Woche intensive aerobe körperliche Aktivität durchzuführen.
Zusätzlich sollte mindestens zweimal pro Woche ein Training mit muskelstärkenden Aktivitäten mit mittlerer bis starker Intensität absolviert werden.
Auch hier wird empfohlen, die sitzende Zeit zu reduzieren, indem sie durch körperliche Aktivität jeglicher Intensität ersetzt wird. Und auch hier gilt, etwas körperliche Aktivität ist besser als keine.
Definitionen
Aerobe körperliche Aktivität = Aktivität, bei der sich die großen Muskeln des Körpers über einen längeren Zeitraum hinweg rhythmisch bewegen. Aerobe Aktivität = Ausdauertraining, das die kardiorespiratorische Fitness verbessert.
Leichte körperliche Aktivität = Das körperliche Aktivitätsniveau liegt zwischen 1,5 und 3 METs, d. h. Aktivitäten mit einem Energieaufwand, der weniger als das Dreifache des Energieaufwands in Ruhe für diese Person beträgt. Dies sind Aktivitäten, die nicht zu einem wesentlichen Anstieg der Herz- oder Atemfrequenz führen.
Mäßig intensive körperliche Aktivität = Das Niveau der körperlichen Aktivität liegt zwischen 3 und 6 METs, d. h. Aktivitäten, die mit 3- bis maximal 6-facher Intensität als im Ruhezustand durchgeführt werden.
Starke körperliche Aktivität = Das Niveau der körperlichen Aktivität liegt über 6 METs und erfordert die höchste Menge an Sauerstoffverbrauch, um die Aktivität auszuüben.
Mögliche Aktivitäten
Um eine gute Gesundheit zu erhalten, müssen alle Menschen körperlich aktiv sein. WennIhr Kind jedocheineBehinderunghat, benötigt esmöglicherweiseUnterstützung oder Hilfsmittel, umkörperlicheBewegungendurchführenzukönnen.
- Beispiele für Aktivitäten für Menschen mit mittleren bis schweren Behinderungen:
- Rollstuhlrennen
- Rollstuhl-Korbfahren
- Tanzen im Rollstuhl
- Klettern
- Schwimmen/Poolaktivitäten
- Reiten
- Racerunning
- Gehen in einer Gehhilfe (Beispiel NF-Walker oder Xplore)
- Radfahren mit den Beinen (stationäres Gerät)
- Radfahren
- Krafttraining (zu Hause oder im Fitnessstudio)
- Gymnastikbänder
- Bewegung in einem Innowalk
- Stehen in einem Stehtrainer
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Jede kleine Unterbrechungen des Sitzen im Laufe des Tages ist wichtig und etwas Aktivität ist besser als keine Bewegung. Beziehen Sie Ihr Kind also in Aktivitäten wie Transfer ein, oder lassen Sie es mit weniger Unterstützung auf einer Bank sitzen oder auch etwas selbst initiierte Bewegung auf dem Boden sind mögliche Übungen. Ist das Kind in der Lage Fahrrad zu fahren, dann wäre eine tägliche Ausfahrt ideal.
Trainingsmöglichkeiten für Menschen mit leichten bis mittleren Behinderungen:
- Klettern
- Schwimmen/Schwimmbadaktivitäten
- Reiten
- Treppensteigen
- Spaziergänge im Wald
- Joggen
- Rudern
- Hanteltraining
- Gymnastikbänder
- Fußball
- Baseball
Seien Sie sich bewusst, dass Menschen mit leichten bis mittelschweren Behinderungen möglicherweise veränderte Regeln, eine andere Umgebung oder Hilfsmittel benötigen, um die Aktivität zu meistern. Besonders im Alter können unter anderem Müdigkeit, verminderte Muskelkraft und/oder verminderte Ausdauer auftreten.
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Wann soll man anfangen?
Einstellungen und Gewohnheiten werden bereits in jungen Jahren geprägt und können die Weichen für die Gesundheit des Kindes im späteren Leben stellen. Wenn Eltern im Alltag körperlich aktiv sind, ist es wahrscheinlicher, dass auch ihre Kinder körperlich aktiv sind. Daher ist die frühzeitige Förderung eines aktiven Lebensstils entscheidend. Es geht jedoch nicht nur um Aktivität, sondern auch um die Minimierung von Sitzen im Alltag. Schon eine kleine Veränderung, zum Beispiel eine Stunde sitzende Tätigkeit durch eine Stunde körperliche Aktivität zu ersetzen, kann einen bedeutenden langfristigen Einfluss auf den Gesundheitsverlauf eines Kindes haben.
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Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.
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