Was ist Hippotherapie?


Wenn Sie auf der Suche nach einer einzigartigen und effektiven Möglichkeit sind, die körperliche, emotionale oder kognitive Entwicklung Ihres Kindes zu fördern, haben Sie vielleicht schon von der Hippotherapie gehört. Aber was genau ist Hippotherapie und wie kann sie Ihrem Kind helfen?
Lesen Sie diesen Artikel:
- Was ist Hippotherapie?
- Warum heißt sie Hippotherapie?
- Für wen eignet sich die Hippotherapie?
- Welche Vorteile hat die Hippotherapie?
- Welche Ausbildung hat ein Hippotherapeut?
- Ist die Hippotherapie für mein Kind ungefährlich?
- Wie bekomme ich Zugang zur Hippotherapie für mein Kind und wird
die Behandlung erstattet?
Was ist Hippotherapie?
Die Hippotherapie ist ein therapeutischer Ansatz, der die Bewegung des Pferdes nutzt, um Kindern (und Erwachsenen) mit verschiedenen Problemen zu helfen, wie z.B. körperlichen Behinderungen, neurologischen Erkrankungen oder sensorischen Verarbeitungsproblemen. Das Wort „Hippotherapie“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „hippos“ für Pferd und „therapie“ für Behandlung zusammen. Wörtlich bedeutet es also „Behandlung mit Hilfe eines Pferdes“.
Bei dieser Therapie geht es nicht darum, Menschen das Reiten beizubringen. Vielmehr geht es darum, die natürlichen, rhythmischen Bewegungen des Pferdes zu nutzen, um Ihrem Kind zu helfen, sein Gleichgewicht, seine Koordination, seine Kraft und sogar seine Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Die Bewegungen des Pferdes werden von einem ausgebildeten Therapeuten sorgfältig kontrolliert, um einen spezifischen physischen und sensorischen Input zu erzeugen, von dem Ihr Kind profitieren kann.
Warum heißt sie Hippotherapie?
Der Name unterstreicht die zentrale Rolle des Pferdes in dieser Therapie. Pferde haben eine einzigartige Art, sich zu bewegen, die den menschlichen Gang nachahmt. Diese Bewegung hilft, die Muskeln, das Nervensystem und sogar das Gehirn Ihres Kindes auf eine Weise zu stimulieren, die mit herkömmlichen Therapiemethoden nur schwer zu erreichen ist. Die dreidimensionale Bewegung des Pferdes - vorwärts und rückwärts, seitwärts sowie auf und ab - beansprucht die Hauptmuskulatur Ihres Kindes und hilft ihm, sein Gleichgewicht und seine Koordination zu verbessern.
Es ist interessant zu wissen, dass ein durchschnittliches Pferd etwa 100 Schritte pro Minute geht. Das bedeutet, dass Ihr Kind 500 neuromotorische Impulse erhält, wenn es 5 Minuten lang auf einem Pferd sitzt und läuft. Eine typische Therapiesitzung dauert etwa 25 Minuten, was insgesamt 2500 neuromotorischen Impulsen entspricht!
Für wen eignet sich die Hippotherapie?
Die Hippotherapie wird in der Regel als Behandlungsmethode für Menschen mit angeborenen oder erworbenen Krankheiten/Beeinträchtigungen eingesetzt, die zu Bewegungs-, Gleichgewichts- und Koordinationsproblemen führen, oder für Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Dies können Diagnosen sein wie
- Zerebraleparese
- Muskelerkrankungen
- Rett-Syndrom
- Traumatische Hirnverletzungen
- Rückenmarksverletzungen
- ADHS
- Autismus
Welche Vorteile hat die Hippotherapie?
Die Hippotherapie kann Kindern viele Vorteile bieten. Hier einige der wichtigsten Vorteile:
- Körperliche Vorteile: Die Hippotherapie kann den Muskeltonus, das Gleichgewicht, die Koordination und die Körperhaltung verbessern. Häufig wird auch beobachtet, dass das Kind mehr Rumpfkraft und Flexibilität entwickelt.
- Sensorische Integration: Die rhythmischen und sich wiederholenden Bewegungen des Reitens können die sensorische Verarbeitung und Integration verbessern, was für Menschen mit sensorischen Verarbeitungsstörungen von Vorteil ist.
- Emotionaler und psychologischer Nutzen: Die Interaktion mit Pferden kann das emotionale Wohlbefinden fördern, Ängste abbauen und die Stimmung verbessern. Die Beziehung zwischen Reiter und Pferd kann dazu beitragen, das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl zu stärken.
- Soziale Fähigkeiten: Hippotherapie-Gruppenstunden bieten Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und tragen zur Verbesserung der Kommunikation und der zwischenmenschlichen Fähigkeiten der Teilnehmer bei.
- Therapeutischer Nutzen: Die Umgebung der Hippotherapie kann eine beruhigende Erfahrung schaffen, die bei der Therapie von Krankheiten wie Autismus, Cerebralparese und anderen Entwicklungsstörungen hilfreich sein kann.
- Engagement und Motivation: Viele Kinder haben Spaß am Reiten, was es zu einer motivierenden Therapieform macht, die Teilnahme und Engagement fördert.
Welche Ausbildung hat ein Hippotherapeut?
Die Hippotherapie wird von hoch qualifizierten Fachkräften durchgeführt. Was Sie über die Qualifikation eines Hippotherapeuten wissen sollten, erfahren Sie hier:
- Therapeutischer Hintergrund: Die Tätigkeit als Hippotherapeut ist eine Weiterbildung für praktizierende Physiotherapeuten. Um die Zusatzqualifikation erwerben zu können, ist daher in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung als Physiotherapeut oder ein entsprechendes Studium erforderlich. Sportwissenschaftler und Ergotherapeuten mit neurologischem Schwerpunkt haben in der Regel ebenfalls Zugang zu dieser Weiterbildung.
- Fachspezifische Ausbildung: Die Ausbildung gliedert sich in zwei Teile - die physiotherapeutischen und hippotherapeutischen Grundlagen sowie die praktische Anwendung der Hippotherapie. Beide Teile haben praktische und theoretische Anteile und beinhalten u.a. Hospitationen oder praktische Umsetzungen, aber auch Informationen zu rechtlichen Grundlagen, Marketing oder Behandlungsstrategien.
[Quelle: Ausbildung - Deutsche Hippotherapie - Ausbildung e. V.] - Erfahrung mit Pferden: Ein Hippotherapeut muss Erfahrung im Umgang mit Pferden vorweisen können. Er besitzt Reiterfahrung, hat einen Longierlehrgang absolviert und kennt sich mit der Pflege von Pferden aus. Hippotherapeuten müssen außerdem wissen, wie sich Pferde verhalten, wie man mit ihnen umgeht und wie man sie während der Therapie ruhig und sicher hält.
- Teamarbeit: Der Hippotherapeut arbeitet nicht allein. Er ist Teil eines Teams, das aus einem Pferdeführer und manchmal anderen Personen besteht, die das Kind während der Sitzung unterstützen.
Ist die Hippotherapie für mein Kind ungefährlich?
Die Sicherheit Ihres Kindes hat für Sie als Eltern oberste Priorität. Die gute Nachricht ist, dass Hippotherapie im Allgemeinen sehr sicher ist, wenn sie von ausgebildeten Fachkräften in einer kontrollierten Umgebung durchgeführt wird. Das macht sie so sicher:
- Ausgebildetes Fachpersonal: Jede Stunde wird von einem zertifizierten Hippotherapeuten geleitet, der weiß, wie man mit Risiken umgeht und die Therapie an die Bedürfnisse Ihres Kindes anpasst.
- Sicherheitsausrüstung: Ihr Kind trägt einen Helm und kann einen Sicherheitsgurt oder andere Hilfsmittel benutzen, um Stürze und Verletzungen zu vermeiden.
- Das richtige Pferd: Therapiepferde werden speziell wegen ihres ruhigen Temperaments und ihrer sanften Bewegungen ausgewählt. Außerdem werden sie regelmäßig auf ihre Eignung für die Therapiearbeit untersucht.
- Individuelle Einheiten: Der Therapeut stimmt jede Einheit auf die Fähigkeiten und Ziele Ihres Kindes ab. Er beobachtet genau, wie Ihr Kind auf die Bewegungen des Pferdes reagiert und passt sie gegebenenfalls an.
- Risikobewusstsein: Auch wenn sie selten sind, gibt es Risiken wie Stürze oder allergische Reaktionen. Die Therapeuten sind jedoch im Umgang mit solchen Situationen geschult und stellen die Sicherheit Ihres Kindes immer an erste Stelle.
Wie bekomme ich Zugang zur Hippotherapie für mein Kind und wird die Behandlung erstattet?
Die Hippotherapie wird auf ärztliche Verordnung durchgeführt, wobei der Arzt eine medizinische Kontraindikation ausschließt. Die fachliche Abklärung, ob ein Patient für die Hippotherapie geeignet ist, obliegt dann den Hippotherapeuten. Es wird ein hippotherapiespezifischer Befund erstellt, um zu entscheiden, wie die Therapie auf dem Pferderücken für den Patienten wirksam ist und welches Pferd bzw. welche Hilfsmittel eingesetzt werden. Zur Verlaufskontrolle kann ein Zwischenbericht erstellt werden.
Leider sieht das Bundesministerium für Gesundheit trotz ärztlicher Verordnung keinen therapeutischen Nutzen. Das bedeutet für Patienten in Deutschland, dass die Krankenkassen nicht verpflichtet sind, die Kosten zu übernehmen.
Verschiedene Krankenkassen übernehmen nach einer Einzelfallentscheidung einen Teil oder sogar die gesamten Kosten der Reittherapie. MS-Patienten und Menschen mit infantiler Cerebralparese profitieren von diesen Kostenübernahme-Entscheidungen. Auch ein Antrag bei der zuständigen Pflegekasse kann zu einem Teilerfolg führen. Alle anderen müssen die Therapiekosten leider selbst tragen.
Hier finden Sie weitere wertvolle Informationen:
Deutsche Hippotherapie - Ausbildung e. V.
TRABLAND - Therapeutisches Reiten - Kosten und Kostenübernahme
Pferde-Blog – Pferdewissen – Hippotherapie vorgestellt
Hippotherapie - Reiten für behinderte Menschen
Vierpfotenhilfe - Die Hippotherapie – Vorteile, Ablauf und Kosten


Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.
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