Cerebralparese und psychische Gesundheit


Mit Cerebralparese (CP) zu leben bedeutet, sowohl in der Mobilität als auch im psychischen Wohlbefinden Herausforderungen zu meistern. Rund 1,6 von 1.000 Neugeborenen sind betroffen. Durch bessere Versorgung können Betroffene heute länger und erfüllter leben. Doch Studien zeigen: Die psychische Gesundheit wird noch immer zu oft vernachlässigt – obwohl sie ebenso wichtig ist wie die körperliche.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über:
- Psychische Gesundheit
- Häufige Symptome psychischer Belastungen
- Warum besonders junge Menschen mit CP gefährdet sind
- Behandlungsmöglichkeiten
- Die Bedeutung frühzeitiger Unterstützung
Psychische Gesundheit
Wenn Sie oder ein nahestehender Mensch mit Cerebralparese (CP) leben, wissen Sie, wie viel Kraft es kostet, die körperlichen Einschränkungen zu bewältigen. Doch ebenso entscheidend ist die psychische Gesundheit – beide Bereiche hängen eng zusammen. Chronische Erkrankungen können das Risiko für Angststörungen oder Depressionen erhöhen, die wiederum auch die körperliche Gesundheit beeinträchtigen können.
Psychische Belastungen wirken sich oft auf Schlaf, Appetit, Energie und Konzentration aus. Sie können dazu führen, dass Motivation und gesunde Routinen verloren gehen oder soziale Kontakte gemieden werden. Mit der Zeit können sich dadurch bestehende Gesundheitsprobleme verschlimmern.
Auch alltägliche Barrieren – etwa eingeschränkte Mobilität oder mangelnde Barrierefreiheit – verursachen zusätzlichen Stress. Fehlende soziale Teilhabe, Schwierigkeiten im Arbeits- oder Alltagsleben und Isolation verstärken diesen Druck und belasten das seelische Wohlbefinden weiter.
Häufig wird die psychische Gesundheit bei CP übersehen – sowohl von Fachkräften als auch von Betroffenen selbst. Studien zeigen jedoch: Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sind drei- bis viermal häufiger von Depressionen oder Angstzuständen betroffen. Dabei spielen nicht die „Schwere” der CP, sondern Faktoren wie Stress, Schmerzen, Müdigkeit, persönliche Bewältigungsstrategien und verfügbare Unterstützung eine entscheidende Rolle.
Darum sollte die psychische Gesundheit fester Bestandteil jeder medizinischen Betreuung sein. Frühzeitiges Erkennen von Veränderungen – etwa in Stimmung, Schlaf, Motivation oder sozialem Verhalten – kann verhindern, dass sich kleinere Probleme zu schweren Belastungen entwickeln.
Das Wichtigste: Ihre psychische Gesundheit ist genauso bedeutend wie Ihre körperliche. Wenn beide im Blick bleiben, steigen die Chancen auf ein gutes und erfülltes Leben.
Häufige Symptome psychischer Belastungen
Die Symptome psychischer Belastungen bei Menschen mit Cerebralparese (CP) ähneln denen der Allgemeinbevölkerung, werden jedoch häufig fälschlich als direkte Folge der CP gedeutet. So gilt etwa Müdigkeit oft als „typisches Symptom der CP“, obwohl sie auch auf eine Depression hinweisen kann.
Achten Sie besonders auf folgende Anzeichen:
Emotionale Anzeichen
- Anhaltende Traurigkeit oder gedrückte Stimmung
- Reizbarkeit, Frustration oder starke Stimmungsschwankungen
- Rückzug von Familie, Freunden oder Hobbys
- Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Schuld oder Wertlosigkeit
Kognitive und verhaltensbezogene Anzeichen
- Konzentrations- oder Entscheidungsschwierigkeiten
- Verlust von Interesse und Motivation im Alltag
- Selbstkritisches oder stark negatives Denken
- Probleme bei Planung und Organisation
Körperliche Veränderungen
- Schlafstörungen (zu wenig oder zu viel Schlaf)
- Veränderungen des Appetits
- Anhaltende Müdigkeit oder Energiemangel
- Zunehmende oder schwerer erträgliche Schmerzen
Auswirkungen auf Alltag und soziale Teilhabe
- Vermeidung sozialer Kontakte, Isolation
- Häufiges Fernbleiben von Schule, Arbeit oder Therapie
- Größere Abhängigkeit bei der Selbstversorgung
- Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten
Warum besonders junge Menschen mit CP gefährdet sind
Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter ist für viele eine herausfordernde Zeit – für junge Menschen mit Cerebralparese (CP) jedoch oft mit zusätzlichen Hürden verbunden. Dazu zählen der Wechsel in die Erwachsenenmedizin, die Fortführung von Schule oder Ausbildung, der Einstieg ins Berufsleben, das Streben nach mehr Selbstständigkeit sowie der Aufbau sozialer und romantischer Beziehungen. In dieser Phase treten zudem nicht selten erstmals Angststörungen oder Depressionen auf.
Motorische Einschränkungen und begleitende körperliche, kognitive oder gesundheitliche Probleme können diese Herausforderungen verstärken und die seelische Gesundheit zusätzlich beeinträchtigen. Studien zeigen, dass junge Erwachsene mit CP seltener erwerbstätig sind, seltener eine weiterführende Ausbildung abschließen, weniger an sozialen Aktivitäten teilnehmen und häufiger auf familiäre Unterstützung angewiesen bleiben.
Gerade in dieser Lebensphase ist es daher besonders wichtig, dass Angehörige und medizinische Fachkräfte aufmerksam bleiben. Eine regelmäßige Beobachtung hilft, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig die passende Unterstützung zu bieten.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung ist oft weitgehend dieselbe wie bei der allgemeinen Bevölkerung. Es können jedoch gewisse Anpassungen hinsichtlich Kommunikation, Mobilität oder Zugänglichkeit erforderlich sein.
Gesprächstherapien
Eine der häufigsten und wirksamsten Optionen ist die Gesprächstherapie. Dazu können kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Beratung oder Psychotherapie gehören. Junge Menschen und Familien können auch von einer Familientherapie profitieren.
Medikamente
Manchmal werden zusätzlich zur Therapie Medikamente empfohlen. Antidepressiva oder Medikamente gegen Angstzustände können zur Linderung der Symptome beitragen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird jedoch sorgfältig prüfen, ob es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt, die Sie bereits gegen CP einnehmen, beispielsweise gegen Spastik oder Krampfanfälle.
Lebensstil und Selbstmanagement
Auch alltägliche Strategien können einen großen Unterschied machen. Die Bewältigung von Schmerzen, Müdigkeit und Schlafproblemen verbessert häufig die Stimmung und das Wohlbefinden. Durch angepasste Bewegung, Physiotherapie oder sanfte Aktivitäten aktiv zu bleiben, kann das Energieniveau steigern. Ebenso wichtig ist es, soziale Kontakte zu pflegen, um das Gefühl der Isolation zu verringern.
Unterstützung und Anpassungen
Über die medizinische Behandlung hinaus spielt weitere Unterstützung eine wichtige Rolle. Selbsthilfegruppen können Sie mit anderen Menschen in Kontakt bringen, die wissen, wie es ist, mit CP zu leben. Therapeut:innen sollten leicht zugängliche Informationen und Kommunikationsunterstützung anbieten, sei es in Form von leicht lesbaren Materialien oder durch den Einsatz von Kommunikationshilfsmitteln. Im Bildungs- oder Arbeitsbereich können angemessene Anpassungen gemäß dem Gleichstellungsgesetz Stress reduzieren und das Wohlbefinden fördern.
Die Bedeutung frühzeitiger Unterstützung
Wenn psychische Belastungen zum ersten Mal auftreten, ist es verständlich, erst einmal abzuwarten. Doch gerade bei Cerebralparese können unbehandelte Stresszustände, Ängste oder Depressionen schnell das seelische und körperliche Wohlbefinden beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig Unterstützung zu suchen – sei es beim Hausarzt oder der Hausärztin, bei Fachkräften im Gesundheitswesen, einem vertrauten Freund, einer guten Freundin oder in der Familie.
Rechtzeitige Hilfe kann verhindern, dass kleine Probleme größer werden. Gemeinsam lassen sich Strategien entwickeln, um besser mit Schmerzen, Müdigkeit oder Barrieren im Alltag umzugehen, die alle Einfluss auf die Lebensqualität haben. Und denken Sie daran: Hilfe anzunehmen ist keine Schwäche – sondern ein entscheidender Schritt, um mit CP gut und selbstbestimmt leben zu können.

Rikke Damkjær Moen bereichert das Made for Movement Team mit vielen Jahren Erfahrung als klinische Physiotherapeutin. Es ist ihre Mission, dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit erhalten, Freude und Gesundheit durch körperliche Aktivität zu erfahren. Als Medical Manager gibt Rikke Damkjær Moen ihr Wissen über die Lösungen von Made vor Movement gern weiter, damit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ihre Familien und Behandler die Möglichkeiten kennenlernen.
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